Diese Woche durften die Volunteers unerwartete Gäste empfangen, den Bürokratieapparat des Immigration Office in Kampala näher kennenlernen und sich vor Angst fast in die Hose machen.
Unerwartete Gäste
Am Anfang dieser Woche wurden wir Volunteers überrascht. Während wir gerade noch in der Main Hall saßen und über die Verlängerung unseres Visums diskutierten, kamen auf einmal aus dem Nichts zwei Bazungu (“Weiße”) mit einem einheimischen Fahrer auf einem Boda Boda (Mopedtaxi) angerollt. Nachdem wir uns erst alle verwirrt anschauten und erst einmal unser eigenes Gedächtnis in Frage stellten, kamen wir zu dem Schluss, dass niemand den Besuch der Zwei angekündigt hatte. Als wir neugierig aus der Main Hall rauskamen, um unsere unverhofften Gäste, die sich unserer Meinung nach ganz klar verlaufen hatten, zu begrüßen, erfuhren wir, dass es sich um zwei Mitarbeiter*innen der Organisation Fire Fly handelte. Fire Fly ist eine NGO, welche auf unserer Nachbarinsel Bugaba tätig ist. Weiters arbeitet Fire Fly mit Stream of Life, einer österreichischen Organisation, zusammen. Stream of Life hatte zuletzt eine Kooperation mit uns, worauf Fire Fly beschloss, uns einen Besuch abzustatten um ihrem Partner über uns zu berichten. Dieses Wirrwarr an Kooperationen und Partnerorganisationen führte letztendlich dazu, dass wir wieder einmal eine unserer, mittlerweile grandios einstudierten, Bbanga School Touren gegeben haben. Fire Fly hat ihren Schwerpunkt in Umweltschutz und nachhaltiger Landwirtschaft, aber ähnlich wie Bbanga sind sie auch in vielen anderen Projektrichtungen unterwegs. Lustigerweise kamen wir nach einiger Zeit drauf, dass unsere Gäste auch junge deutsche Volunteers auf der Insel haben, welche wir vor einigen Wochen per Zufall schon kennengelernt hatten. Weiters waren die zwei Mitarbeiter*innen, ein Australier und eine Deutsche, so freundlich, uns auf ihre Insel einzuladen, um uns ihr Projekt anzuschauen. Wir freuen uns schon sehr auf unseren Besuch auf Bugaba.
Stress in Kampala
Die Zeit vergeht wie im Flug. Vor allem dann, wenn man Spaß hat und erfüllende Arbeit leistet. Leider ist uns das letzte Woche ein wenig zum Verhängnis geworden. Denn mittlerweile sind seit unserer Ankunft bereits 3 Monate vergangen, was bedeutet, dass unsere Visa mit Ende des Monats auslaufen. Angesichts der Unruhen, die es in Kampala in den vergangenen Wochen gab, waren wir nicht gerade darauf versessen, in die Hauptstadt zu fahren. Also ab ins Internet. Jedoch fanden wir uns schnell in einer Sackgasse wieder, als bei der Visumverlängerung das Pflichtfeld eines schon gebuchten validen Rückflugtickets aufschien. Da uns nicht einmal unser Freund John, der für das Einwanderungsoffice in Kalangala arbeitet, weiterhelfen konnte (es sei denn, wir hätten für 500€ ugandische Staatsbürger werden wollen), blieb uns nichts anderes übrig, als doch nach Kampala zu fahren. Also hieß es am Mittwochmorgen Sachen packen und ab auf die Fähre. Als wir zu Mittag dann vor dem Eingang des Immigration Offices standen, wurden wir erst einmal drauf hingewiesen, dass man Rucksäcke nicht ins Regierungsgebäude mitnehmen darf. Nun standen wir mitten in Kampala mit 5 großen Rucksäcken und keinem Ort, wo wir sie hingeben konnten. Als wir den Security Guard um Hilfe baten, sendete er uns erst einmal die Straße runter, um irgendeinen anderen Militärhansi zu suchen, der unser Gepäck auf Bomben untersuchen und abstellen könnte. Schnurstracks liefen wir die Straße runter, die Burschen in der Führung und Sophia im Schlepptau. Als wir am Ende der Straße verzweifelt angekommen waren, ohne den beschriebenen Hüter der Taschen zu finden, sagte Sophia: „Hä, da hinten war doch eh ein Militärtyp mit Bombendetektor?!“ Worauf die Burschen antworteten: „Und warum sagst du NICHTS?!“ „Weil ihr voller Überzeugung an ihm vorbeigelaufen seid, ohne zu zögern und ausgesehen habt, als wüsstet ihr wohin!“ verteidigte sich Sophia empört. Nachdem wir uns gegenseitig auslachen mussten, gaben wir unsere Taschen ab und gingen ins Office hinein. Dort erwartete uns eine schlechtgelaunte Beamte, die uns eine halbe Stunde versuchte zu erklären, dass wir ein Rückflugticket für eine Visumverlängerung brauchen. Währenddessen versuchten wiederum wir ihr zu erklären, dass wir einen Trip durch ganz Ostafrika machen wollen und als nächstes nach Kenia reisen, aber noch nicht wissen, wann wir zurückfliegen wollen. Nachdem sie uns fragte, wann unsere Visa auslaufen würden und wir antworteten, in 6 Tagen, antwortete sie mit einem spöttischen Lächeln: „You’re in trouble!“ Ein wenig entnervt erklärten wir unsere Situation in dem benötigten Cover Letter, gaben unsere anderen Dokumente und unseren Antrag ab und gingen zurück zum Hotel, nachdem uns gesagt wurde, wir sollen in 2 Tagen wieder herkommen. Am Weg zur Unterkunft planten wir schon unsere Ausreise nach Kenia. Am nächsten Tag entschieden wir brunchen zu gehen und anschließend einige Besorgungen zu tätigen. Als wir also beim Frühstück saßen und uns unsere Chancen ausrechneten, die Visumsverlängerung zu bekommen, hörten wir auf einmal Schreie und sahen eine Menschenmenge auf der Straße herum laufen. Wir schauten uns alle entgeistert an und dachten für einen Moment, dass der Grund, weshalb wir nicht nach Kampala fahren wollten, eingetreten war: ein weiterer Bombenanschlag. Das war das erste Mal, dass wir wirkliche Angst in Uganda hatten. Allerdings hielt diese Angst nur für wenige Augenblicke an, da wir weder eine Explosion hörten, noch die anderen Gäste im Restaurant, nach der anfänglichen Unruhe besorgt schienen. Einige Sekunden später stellte sich heraus, dass es sich bei der Menschenmenge lediglich um die Verfolger eines Diebes handelte, der sofort gefasst wurde und zurückgeholt wurde. Nach diesem Schock gingen wir erst einmal zurück zum Hotel, wo wir den restlichen Tag blieben, da die Vorstellung durch Kampala zu streifen, uns nicht gerade verlockend schien. Am nächsten Morgen standen wir um Punkt 8 vor dem Eingang des Immigration Office, bereit uns wieder in die Bürokratieschlacht zu werfen. Allerdings wurden wir positiv überrascht, denn als wir beim Schalter unsere Tickets abgaben, drückte uns, eine andere, um einiges freundlichere Beamte, unsere Pässe mit den verlängerten Visen in die Hand. Verwundert und erleichtert machten wir uns schleunigst auf den Weg heim zurück auf unsere schöne Insel.