Wenn man für 10 Monate nach Uganda geht, gibt es unzählige Sachen, auf die man sich freut. Selten hat man die Gelegenheit so tief in eine andere Kultur einzutauchen. Letzte Woche haben wir die Chance bekommen, den mitunter wichtigsten Teil der bugandischen Kultur (Buganda = Stamm in Zentraluganda) erleben zu dürfen. Eine Hochzeit!
Vor ungefähr 3 Monaten hat uns Allan, den wir per Zufall durch unseren Auslandsdienstkollegen, Leo, kennengelernt hatten, zu der Hochzeit seines besten Freundes Jonathan eingeladen. Am Anfang waren wir uns nicht ganz sicher, ob das Angebot ernst gemeint war. Denn Allan hatten wir davor erst ein einziges Mal gesehen. Wir haben gehört dass ugandische Hochzeiten unfassbar groß sind, weil neben der ganzen Verwandtschaft, was durch die Größe von ugandischen Familien, eine beträchtliche Anzahl an Menschen ist, auch noch das halbe Dorf kommt. Aber dass der Trauzeuge seine eigenen „Freunde“ (im weitesten Sinne) auch noch einlädt erschien uns doch ein wenig komisch.
Also sind wir gut zwei Wochen vor der Hochzeit nach Kampala gefahren, um uns Anzüge und Kleider zu kaufen. Dort haben wir dann auch Allan getroffen, der die Maße für unsere traditionellen Kleider genommen hat. Eine ugandische Hochzeit besteht nämlich aus mehreren Teilen, einer dieser Teile und wahrscheinlich auch der wichtigste Teil, ist die traditionelle Hochzeit/Vorstellung des Bräutigams. Hier haben wir auch endlich mehr erfahren. Jonathan, der aus den USA kommt, hat Eva, die aus Uganda kommt geheiratet. Da Jonathan nur mit seiner Mama nach Uganda für die Hochzeit gekommen ist, durften wir den Part seiner Familie übernehmen. Da vor allem die traditionelle Hochzeit eine große Sache ist und einen gewissen Ablauf haben muss, wäre es nicht schicklich für Jonathan gewesen, allein zu seinen neuen Schwiegereltern zu kommen.
Also sind wir zusammen mit Jonathan, Allan und einigen seiner Freunde offiziell als Delegation aus West Virginia zum Elternhaus von Eva gefahren, um dort die Eltern offiziell und feierlich um Erlaubnis zu fragen. Mit einem großen Truck voll mit Geschenken im Schlepptau, sind wir nach Mukono, eine Vorstadt Kampalas, gefahren. Vor Ort haben wir uns dann in einer Reihe aufgestellt und sind tanzend in den Vorgarten von Evas Elternhaus eingezogen. Dort war ein riesiges Zelt aufgebaut, mit Blumen geschmückt, runden Tischen, großem Catering Buffet und alles in Weiß. Unsere Delegation wurde gegenüber von Evas Eltern gesetzt und zwei angestellte Promoter nahmen jeweils die Position des Unterhändlers. Die „Introduction“ (Name der traditionellen Hochzeit) ist eigentlich gar keine Hochzeit, obwohl sie viel wichtiger und meistens größer ist. Offiziell lernen die Eltern hier das erste Mal den Bräutigam kennen, der wiederum die Braut der Familie abwerben/abkaufen muss. Die Onkel und Tanten müssen Einwände gegen die Heirat bringen und Jonathan muss sie abwerben. Das passiert vor allem durch viele Geschenke und Lobpreisungen Jonathans durch seinen Verhandler. Besonders wichtig ist dann der Part bei dem die beiden inneren Kreise der Familien zusammen ins Elternhaus kommen und dort Kaffeebohnen essen und Wasser trinken. Das symbolisiert, dass die beiden Familien nun eine sind und zu jeder Zeit unangekündigt ins Haus der anderen kommen dürfen. Erstaunlich war auch, dass wir die Braut für insgesamt 2 von 7h gesehen haben und das erste Mal erst nach 4h „verhandeln“. Außerdem hatte sie in diesen 2h vier verschiedene Kleider an.
Am Donnerstag darauf, war dann die kirchliche Hochzeit, wo zu unserer Überraschung bloß 30 Leute waren. Dafür ging es danach mit rund 300 Leuten in einem der schönsten Hotels Kampalas mit der Party weiter. Es war ein wirklich unfassbar tolles Erlebnis und wir haben erstaunliche Einblicke in die Mentalität der Leute erlangt. Vor allem wenn es um das Thema Kinder kriegen ging. Wenn ich mich nicht recht täusche war der offizielle Wunsch der Familie mindestens 8 Kinder zu bekommen wobei unbedingt auch zwei Zwillinge dabei sein sollen. Na Viel Spaß!